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Gedanken zum Teilen
Kultur des Teilens (Beispiel aus Kuba)
Teilen gehört zum christlichen Leben. Nur wie oft ist mein erster Gedanke bei diesem Thema: Was brauche ich nicht mehr? Wo sollte ich schon länger Platz schaffen? Und nicht: Was benötigt der andere? Was würde ich am besten dienen und Freude machen?
Für mich war es sehr eindrücklich, eine Kirche zu erleben, welche diese Kultur des Teilens auf sehr ausgeprägte Weise lebt. Jeden Monat bringen die Menschen in dieser Kirche in Kuba ihre Erstlingsgaben in die Kirche. Diese gesammelten Lebensmittel, Kleider usw. werden dann an bedürftige Menschen im Umfeld weitergegeben. In einem Land, wo ein normales Einkommen so um die zwanzig Franken pro Monat beträgt.
Eine Sammelaktion für Bedürftige ist an und für sich nichts Ausserordentliches. Wir hatten aber die Möglichkeit, Menschen zu besuchen, die ihre Gaben in die Kirche bringen. Da ist z.B. eine Witwe, die von den Nahrungsmitteln gibt, die sie über ihre Nahrungsmittelkarte beziehen kann; ein älteres Ehepaar, das von dem gibt, was im Garten wächst (nebenbei: ein Zimmer ihres kleinen, ganz einfachen Hauses dient exklusiv als Gebetszimmer); oder der Familienvater, der sagt, dass sie nicht einfach von dem geben, was übrigbleibt, sondern was sie eigentlich selber auch brauchen könnten – sie haben es sich als Familie zur Gewohnheit gemacht zu geben. Allen gemeinsam ist die grosse Freude, mit der gegeben wird; einerseits damit anderen, noch bedürftigeren Menschen geholfen wird, andererseits auch einfach aus Gehorsam gegenüber Gott. Die Verantwortliche für diesen Barmherzigkeitsdienst sagt: «Wir haben gelernt, zuerst Gottes Reich zu suchen, und zu vertrauen, dass er für uns schaut.» Irgendwie wird das Beispiel aus der Bibel von der Witwe, die ihre beiden letzten Groschen gibt, plötzlich ganz real.
Kuba
Die Kultur des Teilens betrifft nicht nur Dinge. In dieser Kirche werden auch die besten Mitarbeitenden in neue Projekte ausgesandt, um noch mehr Menschen dienen zu können. Letztes Jahr wurde die Kirche mit dem Flüchtlingsstrom aus Venezuela konfrontiert. Zwei Familien sind ausgezogen, um da zu helfen, und ein grosser Teil der Gemeindefinanzen fliessen in die Arbeit unter diesen Flüchtlingen.
Für mich ist es immer sehr bewegend, wenn Reich Gottes ganz praktisch sichtbar wird in Menschen, die lieben, teilen, sich umeinander kümmern und nicht zuerst nur um sich selbst – eine echte Revolution der Herzen.
«Wir haben gelernt, zuerst Gottes Reich zu suchen, und zu vertrauen, dass er für uns schaut.»
Leiterin der Sozialarbeit